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MaerzMusik 2006 – Festival für aktuelle Musik: 16-26. März

4 January 2006

MaerzMusik, das internationale Festival für aktuelle Musik unter dem Dach der Berliner Festspiele, findet 2006 vom 16. bis 26. März statt. Im Mittelpunkt der fünften Ausgabe des Festivals stehen Wechselwirkungen und Parallelen zwischen europäisch-amerikanischer und japanischer Musik und – eng damit verbunden – Interkulturalität als zunehmend wichtiger werdendes Phänomen in Musik und Kunst der Gegenwart. In Form von Musiktheater, Orchesterkonzerten, Kammerensembles, Intermedia Performances und Sonic Arts Lounges beleuchten eng miteinander verwobene Programmlinien diese Schwerpunkte aus verschiedenen Perspektiven. Programmiert sind fast 30 Projekte: zahlreiche Uraufführungen – zumeist Auftragswerke – und mehrere Deutschlandpremieren werden u. a. im Haus der Berliner Festspiele, in der Philharmonie und im Kammermusiksaal, im Konzerthaus, im Hebbel am Ufer HAU 1, in den Sophiensælen, im Haus der Kulturen der Welt, im Krönungskutschensaal im Neuen Marstall, im Hamburger Bahnhof und in der St. Matthäus-Kirche am Kulturforum stattfinden. Japan und der Westen Puccinis Oper Madame Butterfly ist eines der bekanntesten musikalischen, von Japan inspirierten Werke. Seitdem sich das asiatische Inselreich nach fast 300-jähriger Isolation ab Mitte des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen öffnete, sind viele weitere dazu gekommen. Die Offenheit der Japaner gegenüber der westlichen Musik ist die positive Kehrseite ihrer Anpassungsfähigkeit. Aus eigenen lokalen Traditionszusammenhängen kommend nehmen sie die Einflüsse der westlichen Musik von Klassik bis Elektronik auf und vermischen sie zu etwas eigenem Neuen mit spezifisch japanischem Kolorit. Umgekehrt sind westliche Musiker und Komponisten auch an japanischer Musik und Kultur, etwa der strengen Gagaku Hofmusik, interessiert und nutzen diese Inspiration für eigene Werke. MaerzMusik stellt diese vielfach gebrochenen gegenseitigen Einflüsse einander gegenüber, vergleicht aber auch parallel ablaufende Entwicklungen und entsprechende ästhetische Tendenzen. So stehen im Konzert des Berliner Sinfonie-Orchesters zum Beispiel Werke von Atsuhiko Gondai und Toshio Hosokawa einer Komposition von Hans Zender gegenüber; so stellt das exzellente Ictus Ensemble aus Brüssel neben der Uraufführung eines Werkes von Misato Mochizuki auch ein neues Werk von Oliver Schneller vor. Die Pianistin Aki Takahashi kontrastiert in ihrem Recital Werke von John Cage und Giacinto Scelsi mit Stücken jüngerer japanischer Komponisten. Interkulturalität Neben den Wechselbeziehungen zwischen geografisch bestimmten kulturellen Räumen thematisiert MaerzMusik wie in den vergangenem Jahre auch den künstlerischen Austausch zwischen verschiedenen kulturellen und sozialen Sphären unserer Gesellschaft. Ein wichtiger Baustein dieser Programmlinie ist die Beteiligung der MaerzMusik an dem von dem ISCM World New Music Festival 2006 Stuttgart veranstalteten Projekt Global Interplay: Junge, angehende Komponisten und Musiker aus fünf unterschiedlichen Kulturen tauschen sich via Internet über ihre Ideen und Positionen aus und setzen diese Erfahrungen, gespiegelt an der eigenen Musiktradition, in künstlerische Projekte um. Einige Teilnehmer dieser Teams und ausgewählte Werke aus dem 18-monatigen Projekt werden bei MaerzMusik vorgestellt. Musiktheater MaerzMusik präsentiert 2006 immerhin gleich vier neue Musiktheaterproduktionen. Als „Vormusik“ zum Festival spielt bereits am 4. März 2006 spielt das DSO unter Kent Nagano die bislang noch einzige Oper der finnischen Komponistin Kaija Saariaho L’ Amour de loin in konzertanter Fassung, medienkünstlerisch gestaltet von Jean-Baptiste Barrière. Am 16. März beginnt das Festival ebenfalls mit einer Musiktheaterproduktion. Gezeigt wird im Hebbel am Ufer HAU 1 die Uraufführung von Welt im Quecksilberlicht des chinesischen Komponisten Cong Su, der auch als Filmkomponist bekannt ist und mit seiner Musik zu „Der letzte Kaiser“ von Bernardo Bertolucci einen Oscar gewann. Zur offiziellen Eröffnung von MaerzMusik 06 und zum Auftakt des Ungarischen Kulturjahres in Deutschland gelangt am 17. März das „Klangtheater“ von Peter Eötvös As I Crossed a Bridge of Dreams zur Aufführung. Grundlage des Stücks ist das sogenannte Sarashina-Nikki, das Tagebuch einer anonymen, von den Kommentatoren als Lady Sarashina bezeichneten japanischen Hofdame aus dem Jahre 1008. Wie bereits im letzten Jahr mit Chico Mellos umjubeltem Telebossa-Projekt sind auch 2006 wieder die Maulwerker und das Kammerensemble Neue Musik Berlin mit einem neuen Werk vertreten. Zu sehen ist die Uraufführung von M. M., einem Musiktheater für Mezzosopran, vier Stimmen und Ensemble der japanischen Komponistin Makiko Nishikaze, das die Geschichte Maria Magdalenas neu erzählt. Orchesterkonzerte 2006 kooperiert MaerzMusik im Rahmen einer Reihe von Orchesterkonzerten mit dem Berliner Sinfonie-Orchester, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin und SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg. Neben diesen dem Berliner Publikum wohl vertrauten Orchestern wird auch ein Klangkörper aus der Brandenburger Peripherie mit einem experimentellen Projekt zu erleben sein: Das Brandenburger Staatsorchester Frankfurt/Oder präsentiert der plan: soundalikes, ein von Christian von Borries, Michael Iber und Peter Ablinger initiiertes Konzept unter Beteiligung der Neuen Deutsche Welle-Gruppe Der Plan, das die Frage von Original und Bearbeitung höchst originell und subversiv von Neuem stellt. Kammerensembles Neben den Orchesterkonzerten gestalten zahlreiche deutsche und internationale Ensembles und Solisten mit vielen Uraufführungen und Auftragswerken, zum Teil außerhalb der üblichen Konzertsäle, das Programm von MaerzMusik. Neben dem exzellenten Bozzini Streichquartett aus Montreal und dem belgischen Ictus Ensemble tritt u. a. das ensemble mosaik mit einem Aribert Reimann-Porträt zu dessen 70. Geburtstag auf. Als artist-in-residence ist die herausragende japanische Pianistin Aki Takahashi gleich mehrfach zu hören: neben ihrem Solorecital spielt sie ein 80-minütiges Trio von Morton Feldman mit Marc Sabat und Rohan de Saram (vormals Arditti Quartett) und eine neue Bildkomposition des Künstlers Rolf Julius. Intermedia Genre- und Gattungsgrenzen sprengende künstlerische Ansätze stehen seit jeher im Fokus von MaerzMusik. Das Festival präsentiert auch 2006 eine Reihe von aktuellen, wegweisenden Ansätzen. Ein Großteil dieser Arbeiten ist in der abendlichen Sonic Arts Lounge zu sehen. Hervorzuheben sind das von dem Dirigenten Christian von Borries und den Komponisten Peter Ablinger und Michael Iber initiierte Projekt der plan: soundalikes, das Musik mit modernster digitaler Medientechnologie und Software verbindet. Zum Abschluss des Festivals wird das DSO Filmmusiken von Toru Takemitsu aufführen. Takemitsu, der bekannteste Komponist der neuen Musik in Japan, war begeisterter Cineast und schrieb die Soundtracks für insgesamt 93 japanische Filme. Das Konzert stellt einige ausgewählte dieser Scores und Ausschnitte aus Filmen, für die sie geschrieben wurden, vor. Sonic Arts Lounge Auch die spätabendlichen Performances und Konzerte der Sonic Arts Lounge im Haus der Berliner Festspiele und in den sophiensælen stehen im Zeichen des sich durch das Programm ziehenden Schwerpunkte Japan und der Westen, Interkulturalität und Intermedia. Neben notierten Partituren werden digital basierte Arbeiten aufgeführt und mit neuen Tendenzen in der Bildenden Kunst und Medienkunst konfrontiert. In zwei Konzerten nimmt sich Otomo Yoshihide mit seinem New Jazz Orchestra Musik zu TV-Serien von Takeo Yamashita, Klassikern des Jazz und eigene Stücke vor. Der seit vielen Jahren in Tokio lebende Multimedia-Künstler Terre Thaemlitz und die japanische Transgender-Aktivistin Saki führen ihr Hörspiel trans sister radio zu Geschlechteridentitäten zum ersten Mal live auf. In den audiovisuellen Performances von Ryoji Ikeda und Carsten Nicolai stellen zwei der weltweit anerkanntesten Künstler technischer Medien neueste Arbeiten vor. Das finnische Elektronik-Duo Pan Sonic trifft auf das führende italienische Ensemble für neue Musik Alter Ego. Ein Höhepunkt ist sicherlich die Uraufführung des kompletten Zyklus der 18 Microtonal Ragas aus den Songbooks von John Cages durch die fantastische Dhrupad-Sängerin Amelia Cuni und ihr Ensemble. Karten gibt es ab Samstag, den 14. Januar 2006 an der Kasse im Haus der Berliner Festspiele, an den bekannten Vorverkaufskassen und im Internet unter: www.maerzmusik.de.