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Berliner Lektionen werden 20!
18 September 2006
Saison 2006/2007 beginnt am 19. November mit Hermann Nitsch Seit 1987 bringen die Berliner Lektionen prominente Künstler, Politiker, Wissenschaftler u.a. nach Berlin. Innerhalb von kurzer Zeit hat die Reihe ihr Stammpublikum erworben. Im zwanzigsten Jahr gesellen sich weitere Persönlichkeiten zu dem illustren Reigen, in dem Willy Brandt, Michail Gorbatschow, Christo, Vanessa Redgrave und Herbert Grönemeyer auftraten. Die Saison 2006/2007 bestreiten fünf Prominente, deren Leben und Werk das Thema der Lektionen bilden. Der Aktionskünstler Hermann Nitsch polarisiert seit eh und je die Kunst- und Kulturwelt. Inspiriert von de Sade, Artaud, Freud und Nietzsche provoziert der österreichische Künstler Emotionen und starke Gefühlsäußerungen sowohl bei den Künstlern und Kritikern als auch bei seinen Zuschauern. Nitsch, der den Wiener Aktionismus mitbegründet hat, sucht in der Verbindung und im Aufsprengen der einzelnen Kunstsparten nach neuen Ausdrucksmitteln. Seine berühmt-berüchtigten Aktionen, eine Mischung aus Happening und religiösem Ritual, verbinden Liturgie und Heidenbräuche und sind lautstark – so wie die von Nitsch erwarteten Reaktionen. Mit der „122. Aktion“ im Burgtheater hatte Wien vor einem Jahr also „Event“ und Skandal zugleich, ein eindrucksvolles Theater-Gesamtkunstwerk. Hermann Nitschs Berliner Lektion über sein „O.M. Theater“ (Orgien-Mysterien-Theater)bildet den Auftakt zu einer großen Retrospektive seines Werkes, die ab 30. November 2006 im Martin-Gropius-Bau stattfindet. Frauen, die der argentinischen Junta des Generals Jorge Rafael Videla (Ende der 1970er und in den 1980er Jahren) Widerstand geleistet hatten, brachten das Zeugnis des Verbrechens an das Tageslicht. „Madras de la Plaza de Mayo“, die Mütter der Ermordeten und Verschleppten, kämpfen bis heute gegen das Vergessen und Vertuschen der Gewalttaten. Jeden Donnerstag gehen die Frauen mit den weißen Kopftüchern stumm und ausdrucksstark über den Platz in Buenos Aires - im Zeichen der Erinnerung. Ihre Sprecherin und Präsidentin, Hebe de Bonafini, hat drei Kinder während der Militärdiktatur verloren. Seit 1977 erhebt sie ihre Stimme im Namen aller 30 000 Verlorenen in Argentinien und in anderen Diktaturen. Für ihren Kampf wurden die „Mütter des Mai-Platzes“ mit wichtigen internationalen Friedenspreisen ausgezeichnet. Im Dezember setzt Hebe de Bonafini den langen Marsch der Mütter fort. „Verschwunden, aber nicht vergessen“ – am 3. Dezember in Berlin. Jeder, der einmal einen seiner Krimiromane gelesen hat, kann den nächsten nicht erwarten. Dunkle, skandinavische Atmosphäre, kriminalistische Rätsel, die Kommissar Wallander dank seiner psychologischen, deduktiven Arbeit löst, bleiben haften. Neun Fälle hat Henning Mankell seinen Kommissar Wallander lösen lassen. Der Autor hat ein feines Gespür für unsere Wohlstandsgesellschaft und die Probleme, die sie hervorruft: aufkeimende nationalistische Bewegungen, der anwachsende Strom der Immigranten u.a. Diese Themen finden sich ebenfalls in anderen Literaturgenres des Bestsellerautors Gesellschaftsromane, Kinderbücher, Theaterstücke). Mankells Interesse für die Fremde hat ihn in den 1970er Jahren nach Afrika geführt. Seit 1986 lebt er in Schweden und in Mosambik. Sein Engagement für Solidarität mit Afrika manifestiert sich in zahlreichen Appellen und Aktionen, z.B. im Kampf gegen Aids. Dafür wurde Mankell u.a. mit dem Toleranzpreis der Evangelischen Akademie Tutzing (2004)ausgezeichnet. Der Weltbürger Mankell spricht am 21. Januar 2007 unter dem Motto „With one foot in the snow and one foot in the sand“. Der letzte Termin dieser Staffel zollt einen Tribut an die Berlinale, die jedes Jahr große Künstler der Filmbranche in die Stadt holt. Michael Ballhaus, ein Berliner aus Hollywood, erzählt von seinen Erfahrungen im „dream business“. Geprägt durch die Zusammenarbeit mit Rainer Werner Fassbinder, Margarethe von Trotta, Hans W. Geißendörfer u.a. in den „Gründerjahren“ des neuen deutschen Films drehte Ballhaus 1985 mit Martin Scorseses „Die Zeit nach Mitternacht“ (After Hours) seinen ersten Film in Amerika. Seitdem hat er Filme kreiert, wie z.B. „Tod eines Handlungsreisenden“ (V.Schlöndorff), „Die Farbe des Geldes“ (M. Scorsese), „Die fabelhaften Baker Boys“ (S.Kloves), „GoodFellas“(M.Scorsese), „Quiz Show“ (R. Redford). Zwei Mal erhielt der director of photography den Bundes-filmpreis, drei Mal wurde er für den Oscar nominiert. Für sein Lebenswerk bekam er 2000 die „Goldene Leinwand“ und bei der Berlinale 2006 die Berlinale Kamera. Bei den Berliner Lektionen spricht er mit Tom Tykwer, einem anderen deutschen Filmtalent, dessen Kunst in Hollywood Anerkennung gefunden hat („Lola rennt“). Als Regisseur und Produzent (X Verleih) gehört Tykwer zu den erfolgreichsten Filmschaffenden Deutschlands. Seine jüngste Arbeit – die Verfilmung des Bestsellers von Patrick Süskind „Das Parfum“ startet am 14. September in den Kinos. Karten und Infos: Tel (030) 25489-100